Eine etwas andere Art des Reisens zwischen den Sternen...



Wie aus dem Nichts ist jenseits der Mondbahn ein neuer Asteroid aufgetaucht. Während das Außenteam der Antarès den kleinen Himmelskörper in Augenschein nimmt, fallen auf dem Shuttle ohne jegliche Vorwarnung lebenswichtige Systeme aus. Nur mit Mühe kann sich die Besatzung retten. Der Zwischenfall bleibt ein Rätsel. Achtzehn Monate später beobachtet ein Astronaut auf der erdabgewandten Seite des Mondes seltsame Lichtreflexe. Bei der Untersuchung des Phänomens kommt es zu einer Havarie mit beinahe tödlichem Ausgang. Max Schmidt, Chefwissenschaftler der ESA, vermutet einen Zusammenhang mit den Vorkommnissen auf der Antarès. Seine Nachforschungen offenbaren das bisher Undenkbare: Amerikaner waren nicht die ersten Besucher unseres Trabanten. RADIUS LUMINIS beschreibt eine etwas andere Art des Reisens zwischen den Sternen - ungewöhnlich, aber mit den bekannten Gesetzen der Physik vereinbar.


radius luminis (lateinisch) = Lichtstrahl

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LESEPROBE




Natalie Le Blanc genoss die Aussicht. Gerade ging die Sonne über dem Horizont des Mondes auf und badete das Cockpit der Antarès in ein goldenes Licht. Sie hatte die automatische Verdunklung der Scheiben deaktiviert, um das Schauspiel ungestört zu beobachten. 
   Der Missionskommandant und die zweite Pilotin befanden sich im hinteren Teil der Fähre, wo sie den Ausstoß eines Versorgungscontainers für die ESA-Mondstation vorbereiteten. Das Habitat war in die Jahre gekommen und der Ersatzteilbedarf nicht mehr allein durch die routinemäßig fliegenden Frachtkapseln zu bewältigen. Daher pendelte die Antarès gelegentlich zwischen der Erdorbitalstation der Europäer und dem Mond.
   Ein teurer Spaß, das aufwendig konstruierte Forschungsschiff für derartige Transporte zu nutzen, dachte Natalie. Aber diesmal passte es. Frankreich hatte lange auf eine eigene Mission warten müssen. Normalerweise waren die Flüge bei den Astronauten der ESA begehrt, um für Beförderungen benötigte Trainingsstunden zusammenzubekommen. Doch bei dieser Reise befanden sich nur drei Franzosen an Bord des für eine siebenköpfige Besatzung ausgelegten Shuttles.
   Merde! Die zweite Pilotin Maja Garcia hatte sich einen Finger beim Versuch gequetscht, den Frachtcontainer exakt unter der Ausstoßluke zu platzieren. Eine lose Haltevorrichtung war durch die  Ladebucht gedriftet und erst an  der Umhüllung des robusten Moduls gestoppt worden. Pech, dass ihr Finger im Weg war.
   »Sollen wir abbrechen?« Die Stimme von Missionskommandant André Durand klang besorgt. Er überwachte das Manöver vom Kontrollraum der Ladebucht aus.
   »Nein, das Modul ist korrekt platziert. Ich befestige nur noch schnell die Halterung. Dann komme ich zu dir und wir können abpumpen.«
   Als Maja wieder in dem engen Kontrollraum der Bucht neben dem Kommandanten stand, besah sie sich ihren Finger genauer. So schlimm sah es nicht aus. Aber der Vorgang hätte übel ausgehen können, nicht nur für sie. Wäre die schwere Haltevorrichtung durch die Außenwand des Shuttles oder in einen der anderen Container mit dem zusätzlichen Treibstoff…... Auf jeden Fall würde es eine genaue Untersuchung des Vorfalls geben. Ihre anstehende Beförderung war damit wohl erst einmal in weite Ferne gerückt. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, sagte André.
   »Mach dir keine Sorgen, das Teil war nicht ordnungsgemäß gesichert.« Dann sprach er in sein Headset. »Natalie, hier ist alles grün. Habe ich dein okay zum Abpumpen der Ladebucht?«
   Vorne im Cockpit scrollte die Pilotin durch die Systeme des Schiffes und gab die Pumpen frei. Daraufhin startete der Kommandant den Vorgang. Natalie spürte ein leichtes Vibrieren unter ihren Fußsohlen. Die Atemluft der Bucht würde nicht einfach ins All entweichen, sondern in Tanks gespeichert werden. Was für ein wundervolles Schiff, dachte sie zum wiederholten Mal. Dabei fuhr sie sich mit der Hand über den kurzen Borstenschnitt. Ihre Gedanken schweiften ab, zurück in die Zeit ihrer Ausbildung bei den Marinefliegern. Die Kameraden hatten sie wegen ihres hochgeschossenen Körperbaus als Marsianerin bezeichnet. Und wegen ihrer Schwärmerei für den Weltraum. Nun, bis zum Mars war sie bisher nicht gekommen, noch nicht.
   Nachdem der Druck unter das eingestellte Limit gesunken war, öffnete Maja eine Luke oberhalb des Frachtmoduls. Dann leitete sie die Sequenz zum Aussetzen ein. Den Rest würde der Computer erledigen. Ein leichter Stoß mit dem dafür bestimmten Hydraulikzylinder versetzte den Behälter in eine sanfte Bewegung. Sie schaute zu, wie er durch die Öffnung aus dem Shuttle schwebte und sich vom Schiff entfernte. In etwa einer Stunde würde sein Bremstriebwerk die Landung in der Nähe der Mondstation einleiten. Zeit, noch einmal die Einsatzvektoren der eigentlichen Mission durchzugehen.
   Zehn Monate zuvor hatten Astronomen einen neuen Erdtrabanten entdeckt. Höchstwahrscheinlich war der an seiner größten Stelle knapp ein dutzend Kilometer messende Körper aus dem Kuipergürtel herüber gedriftet. Von der Form her ähnelte er einer länglichen Kartoffel. Seine Umlaufbahn außerhalb der des Mondes erwies sich als überraschend unberechenbar.
   Die Experten vermuteten durch Sonnenlicht verursachte Ausgasungen als Ursache für die Bahnschwankungen. Eine Gefahr für die Erde bestand nicht, das Objekt schien sich auch langsam wieder zu entfernen. Untergangspropheten wussten es natürlich besser und sahen schon die Apokalypse heraufdämmern.
   Aber richtige Aufmerksamkeit hatte der Eindringling erst erweckt, als ein optisches Photo im Internet auftauchte, welches inmitten der von kleinen Kratern übersäten Oberfläche eine scheinbar perfekt geformte geometrische Struktur erkennen ließ. Diese, wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer Kuppel, als Habitat bezeichnete Erscheinung entzog sich allerdings erneuten Beobachtungen. Es schien, als würde der kleine Trabant bewusst vermeiden, der Erde seine interessanteste Seite zu zeigen.
   Arès war das  perfekte Objekt, um die Überlegenheit der bemannten Raumfahrt zu demonstrieren, sagte sich Natalie. In der ESA gab es schon seit längerem zwei Strömungen. Die eine Seite sah in der bemannten Raumfahrt eine Sackgasse. Biologisches Leben sei einfach zu empfindlich für die harschen Bedingungen da draußen. Bis zum Mond und zurück ging es gerade noch. Obwohl, schon eine der Apollo-Missionen, wäre sie nur wenige Wochen später angesetzt worden, hätte die Astronauten den zweifellos tödlichen Folgen eines starken Sonnensturms ausgesetzt. Robotik sei viel effizienter im All und benötige auch keine sensiblen Lebenserhaltungssysteme.
   Der prominenteste Vertreter dieser Richtung war der deutsche Astronom und Strahlungsexperte Dr. Max Schmidt, ein auf Tagungen gefürchteter Rhetoriker. Die französische Seite hingegen bildete das Gegengewicht dieser technologielastigen Position und verwies auf die durch Maschinen bisher unerreichte Flexibilität des menschlichen Geistes.
   Nachdem sich der Kommandant und die beiden Pilotinnen in ihren Raumanzügen angeschnallt hatten, richtete Natalie die  Antarès mit der Handsteuerung für den Start Richtung Arès aus. Sie überprüfte noch einmal die Parameter des Trägheitsnavigationssystems und aktivierte den Autopiloten. Zunächst war nur ein leises Vibrieren zu bemerken. Dann schüttelte sich das mit Treibstoff vollbeladene Schiff immer stärker und die Besatzung wurde in die Sitze gedrückt. Ab hier waren sie auf sich allein gestellt, ging es André durch den Kopf. Ihre drei Tage währende Reise hatte begonnen. Und niemand im ESA Kontrollzentrum wusste davon.


Drei Tage später:

Der Flug war eintönig verlaufen. Außer einer kleinen Störung an den Brennstoffzellen hatten die Systeme der Antarès perfekt gearbeitet. Nach dem Abschalten des Haupttriebwerks zum Ende der Beschleunigungsphase war Ruhe auf dem riesigen Shuttle eingekehrt. Nur gelegentlich übertönte das Geräusch einer Pumpe die rauschende Klimaanlage. Der Kommandant hatte eine vorbereitete Nachricht per Laser an die Bodenstation abgesandt und danach jegliche Form von Kommunikation mit der Erde eingestellt.
   Die ganze Zeit über beobachteten sie Arès mit einem Teleskop und kontrollierten sein Spektrum im sichtbaren Licht und die Wärmeabstrahlung. Doch das Objekt gab die Ursache für seine seltsamen Bahnbewegungen nicht preis.
   Natalie war vollständig in die Steuerung des Shuttles vertieft. Nachdem die Bremsphase mit Hilfe des zum Ziel ausgerichteten Haupttriebwerks abgeschlossen war, bemühte sie sich, das Schiff mit den Steuerdüsen auf etwa einen Kilometer an den Asteroiden heran zu manövrieren. Ihr Ziel zog dabei ruhig seine Bahn, als ob es ihnen die Annäherung nicht unnötig erschweren wolle. Sie flogen das Objekt von der  erdabgewandten Seite an. Plötzlich schrie der Kommandant aufgeregt:
   »Schaut euch das an. Es ist tatsächlich da.«
   Die Pilotin aktivierte eine Distanzroutine innerhalb der Steuersoftware und startete die Automatik mit einem Laserimpuls. Nun würde die Antarès in sicherer Entfernung  zu dem kleinen Mond verharren. Erst dann blickte sie durch die Cockpitscheibe nach draußen.
   »Wow, das Ding existiert ja wirklich. Ich habe das Bild im Internet für eine Fälschung gehalten. So nah dran wirkt es noch gewaltiger. Was mag es für einen Durchmesser haben?«
   »Ich bin schon beim Ausmessen«, erwiderte Maja. »Es sind knapp zweihundert Meter. Zu groß für eine einfache Schleuse, würde ich sagen.«
   »Wir können uns hier nicht auf althergebrachte Denkmuster verlassen«, mahnte André. »Es kann sich genauso gut um eine natürliche Erscheinung handeln. Denkt an die prismatischen Basaltsäulen, die sich überall auf der Erde finden. Sie sehen aus, als ob Riesen sie künstlich hergestellt haben. Dabei handelt es sich nur um die makroskopische Fortsetzung eines Kristallgitters. Sie nehmen beim Erstarren den niedrigstmöglichen Energiezustand an. Ich kann hier auch keinerlei Strukturen erkennen, etwa Leitungen oder Röhren.«
   »Keine Vorurteile, okay«, schaltete sich Natalie in die Diskussion ein. Aber wir sollten auch offen für das Undenkbare sein. Gehen wir näher ran und versuchen zu landen?«
   »Erst einmal beobachten wir die Bahnstabilität und das Habitat. Maja, bekommst du Strahlung rein?«
   »Der Scan läuft noch. Das Radarecho ist allerdings gleichbleibend schwach. Damit lässt sich die Struktur nicht auflösen. Ich versuche es jetzt mit dem Laser.«
   Über zwei Stunden traktierte die Besatzung die, bis auf einen kurzen Moment der optischen Beobachtung, bisher unzugänglich gebliebene Rückseite des Mondes. Doch sie konnten, von der glänzenden Struktur einmal abgesehen, keinerlei Unterschiede zu den während der Annäherung gesammelten Daten feststellen. Auch eine komplette Umrundung brachte keine neuen Erkenntnisse. Natalie fasste das Resultat ihrer Bemühungen zusammen.
   »Nichts neues, keinerlei Strahlung oder Vibrationen, kein elektrisches oder magnetisches Feld. Aber deswegen haben sie uns ja geschickt. Wir sollten runter gehen und uns das Ding ansehen.«
   Der Kommandant überlegte eine Weile. Die Vorgaben aus Paris waren bewusst vage gehalten. Schließlich entschied er. »Okay, aber erst nach der nächsten Ruhephase. Maja und ich bereiten uns auf den Ausstieg vor. Du passt auf, dass die grünen Männchen nicht unser Shuttle klauen.«
   Natalie wollte schon protestieren. Zu gerne hätte sie an der Außenmission teilgenommen. Die Astronautin fixierte mit ihren blauen Augen den kahlköpfigen Kommandanten, einen stämmigen Bretonen, sagte jedoch nichts. André hatte recht. Die erfahrenere Pilotin sollte an Bord bleiben. Außerdem war Maja eine ausgebildete Geologin.
   Das Rendezvous mit dem kleinen Mond verlief schwieriger als angenommen. Natalie arbeitete geschickt mit den Steuerdüsen, um die Geschwindigkeit des Schiffes dem Vektor des Mondes anzugleichen. Aufgrund der geringen Masse des Himmelskörpers hatte der Kommandant angeordnet, die Antarès, die nun etwa hundert Meter über der Mondoberfläche verharrte, sicherheitshalber zu verankern. Ein erster Versuch mit der eigens dafür vorgesehenen Harpune schlug fehl. Der Bodenanker prallte einfach ab und hätte beinahe den Rumpf beschädigt. Deutlich war im Schiffsinneren ein hässliches Kratzen zu vernehmen, als das Geschoss die Außenhülle streifte.
   Maja schlug vor, den mitgeführten Maulwurf einzusetzen. Der autonome Bohrroboter sollte sich in die Oberfläche eingraben und das mitgeführte Seil dadurch verankern. Der Kommandant stimmte zu. Daraufhin hangelte sich die Copilotin zu dem Kontrollraum der Ladebucht und bereitete das Bohrgerät für seinen Einsatz vor. Auf ihr Zeichen hin bugsierte Natalie den Maulwurf vorsichtig mit Hilfe der angebrachten Düsen hinüber zu dem kleinen Himmelskörper. Dort angekommen, schaltete sich der Apparat selbsttätig ein. Fasziniert verfolgte sie den Vorgang auf einem Monitor. Der Bohrer hatte schnell auf maximale Umdrehung geschaltet, schien sich aber nicht in den Boden hineinzuarbeiten. Plötzlich stoben Funken aus dem Bohrwerkzeug und kurz darauf stellte die Antriebsturbine ihre Funktion ein.
   »Was geht da vor?«, wollte der Kommandant wissen.
   Die Pilotin überprüfte die Statusmeldungen des Gerätes, konnte aber keine Fehlerbeschreibung finden.
   »Ich weiß nicht, eigentlich müsste das Ding noch laufen.«
   Maja war inzwischen wieder zurück auf dem Flugdeck.
   »Natalie, du hast doch die Sensordaten des Maulwurfs bekommen. Warum klappt es denn nicht mit der Verankerung des Seils?«
   »Die Turbine hat sich automatisch abgeschaltet nachdem das Werkzeug blockierte. Noch einige Sekunden länger, und die Kupplung zwischen Bohrer und Turbine wäre verbrannt. Die Oberfläche ist unter der dünnen Staubschicht härter als alles mir bekannte Material. Ich habe eine Analyse der beim Bohren erzeugten Schallreflexionen erstellt. Der Mond ist nicht kompakt, sondern ähnelt einer Sphäre. Er ist hohl. Daher dürfte es sich wohl um ein künstliches Gebilde handeln.«
   »Können nicht auch tektonische Prozesse so etwas erzeugen, beispielsweise wäre eine entleerte Magmakammer im Inneren vorstellbar?«, schlug André vor.
   »Das wäre möglich«, erwog die Geologin. »Aber zusammen mit dem Habitat spricht der Befund doch eher für eine künstliche Struktur«
   »Also gut, wir müssen dann über der Stelle hier mit den Steuerdüsen vorsichtig hoovern«, entschied der Kommandant. »Lass uns die Booster benutzen, wir verbinden uns aber mit einer Sicherheitsleine.«
   Der Ausstieg durch die Luke der Ladebucht verlief trotz der an den Anzügen befestigten sperrigen Booster problemlos. Beide erreichten den Mondboden fast gleichzeitig. André war jedoch zu schnell aufgekommen und stöhnte vor Schmerzen im linken Fußgelenk. Zum Glück war nichts gebrochen, er konnte sich nach kurzer Pause wieder bewegen. Ihre Stiefel hinterließen leichte Abdrücke in der dünnen Staubschicht. Es wirkte so, als hätten sie ein jahrzehntelang verschlossenes Zimmer betreten, dachte Maja.
   Schweigend machte sich das Team auf in Richtung Habitat. Ihre Fortbewegungen ähnelten denen von Kängurus, allerdings hüpften sie wie in Zeitlupe und die Sprünge hatten eine Länge von über zehn Metern. Jede unbedarfte Bewegung hätte sie wegen der Mikrogravitation sofort hinaus in den Weltraum befördert. Nach einem vorsichtigen Abstoß mussten die Steuerdüsen der Anzüge betätigt werden, um wieder zurück zur Oberfläche zu schweben. Einmal ließ sich Maja dabei in einen der vielen Krater absinken, um die freigelegte Kruste auf Unregelmäßigkeiten zu untersuchen. Der Boden mochte etwa fünf Meter unterhalb der Oberfläche liegen. Die Ränder des Kraters gaben aber keinerlei Aufschlüsse über den Aufbau des Mondes. Alles wirkte wie grau-schwarze Schlacke. Sie entnahm ihrer Anzugtasche einen Geologenhammer und hieb erst vorsichtig, dann immer fester, auf das Material ein. Splitter lösten sich von dem Material und stoben davon. Geschickt fing Maja einige der Größeren ein und ließ sie zusammen mit dem Hammer in ihre Tasche gleiten. Als sie sich dem Habitat näherten, hob der Kommandant warnend seine Hand. Leichte Vibrationen schienen durch seine Stiefelsohlen zu dringen. Dann war es wieder weg. Vielleicht die Aufregung, dachte er und richtete den Blick auf die augenscheinlich nicht hierher gehörende Struktur. Ohne erkennbare Unregelmäßigkeiten erhob sie sich aus der pockennarbigen Oberfläche des Mondes. Sie glänzte metallisch im Licht der Sonne. André setze seine Erkundung fort und bedeutete der Pilotin, ihm zu folgen.
   »Lass uns eine komplette Umrundung machen, bevor wir uns näher heranwagen«, ordnete er an.
   Nach zwanzig Minuten hatten sie das Habitat einmal umrundet. Strukturen oder gar eine Schleuse ließen sich nirgends erkennen. Wie hilfesuchend schaute Maja zurück zum Shuttle. Täuschte
 sie sich, oder entfernte sich die Antarès von ihnen?
   »Natalie, ist alles okay bei dir, wie ist deine Position?«
Dreimal wiederholte sie ihre Anfrage, dann wurde auch André aufmerksam. Er versuchte gerade einen Ritztest an dem Material des Habitats. Härter als Diamant, dachte er, als Majas Hilferuf in sein Bewusstsein drang. Er richtete seinen Entfernungsmesser auf das Schiff und sandte einen kurzen Laserimpuls aus.
   »Neunhundert Meter. Zu weit! Natalie, was ist da los?« Doch auch er bekam keine Antwort. Panik machte sich in ihm breit. Schließlich hatte er sich wieder in der Gewalt.
   »Los Maja, zurück zum Schiff. Da stimmt etwas nicht.«
   Die Angesprochene blickte verständnislos erst zu ihrem Kommandanten und dann auf das Habitat. »Aber wir müssen doch..., unsere Mission...« plapperte sie wie unter Schock.«
   »Nichts da, reiß dich zusammen. Wir haben noch Sauerstoff für fünfundvierzig Minuten, danach ist es vorbei mit uns.«
   Er spannte mit wenigen Schritten die Sicherheitsleine zwischen ihnen und stieß sich ab. Dann zündete er die Booster und schwebte schwerfällig mit Maja im Schlepptau Richtung Antarès.
   Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie die Raumfähre erreichten. Wie schön das Schiff tanzt, dachte Maja noch. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.



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